Nordwestdeutsches Aortenzentrum

Die Diagnose einer Aortenerkrankung ist oft mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden. Die Aorta, unsere Hauptschlagader, spielt eine zentrale Rolle in der Versorgung des gesamten Körpers – Erkrankungen dieses wichtigen Gefäßes erfordern daher höchste Aufmerksamkeit und Fachkompetenz. Unser Aortenzentrum vereint spezialisierte Expertise, modernste Medizintechnik und langjährige Erfahrung, um Ihnen die bestmögliche Betreuung zu bieten.

Eine Behandlung im Aortenzentrum bedeutet nicht nur Zugang zu neuesten Therapieansätzen, sondern auch eine umfassende und individuell abgestimmte Betreuung. Mit einem interdisziplinären Team, das eng und gezielt zusammenarbeitet, setzen wir uns dafür ein, Ihre Gesundheit bestmöglich zu schützen und Ihnen in jeder Phase der Behandlung zur Seite zu stehen.

Die Hauptschlagader (Aorta) transportiert unser sauerstoffreiches Blut vom Herzen bis zu den Arterienabzweigungen. Pro Jahr fließen ca. 2,5 Millionen Liter Blut durch unsere Aorta. Sie ist darauf spezialisiert, den pulsatilen Strom des Herzens in einen gleichmäßigen Blutfluss zu den Organen umzuwandeln. Aufgrund ihres besonderen Wandaufbaus und ihrer speziellen Funktion wird die Aorta als eigenständiges Organ betrachtet1.

Gefäßverkalkungen (Atherosklerose), genetische Bindegewebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Infektionen können die Aortenwand schädigen und Aortenerkrankungen auslösen.

Eine krankhafte Erweiterung der Aorta (Aortenaneurysma) ist der häufigste Grund für eine Behandlung der Aorta. Diese kann heutzutage bei rechtzeitiger Diagnose risikoarm und oft minimalinvasiv durchgeführt werden. Leider fällt eine Erkrankung der Aorta in vielen Fällen erst durch ein akutes Ereignis auf. Dazu gehört vor allem die akute Aortendissektion, bei der sich die Wandschichten der Aorta aufspalten. Im schlimmsten Fall kann es zum kompletten Riss (Ruptur) der Aortenwand kommen. Eine notfallmäßige Behandlung ist dann unumgänglich. Akute Aortenerkrankungen sind mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Der Prävention und rechtzeitigen Diagnose von Aortenerkrankungen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Wird die Behandlung der Aorta notwendig, ist die sorgfältige Vorbereitung und interdisziplinäre Planung der Behandlung ein maßgebliches Element zur Risikoreduktion.

Die Behandlung der Hauptschlagader hat sich zu einem hoch-technologisierten Spezialgebiet der Medizin entwickelt. Neue Aortenprothesen, Stent-Prothesen und Hybridverfahren helfen, mehrere Aortensegmente des Körpers in einer Prozedur oder schrittweise zu behandeln. Die Behandlung wird im interdisziplinären Team geplant. Das intraoperative Management konnte in den letzten Jahren deutlich verbessert werden. Dazu gehört zum Beispiel das Monitoring und der Schutz der Organe (sog. Organprotektion). Auch die postoperative intensivmedizinische Behandlung hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert.

Durch die Komplexität von Aortenerkrankungen, die enge Beziehung zu anderen Organen und die vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten ist für eine sichere, qualitativ hochwertige und nachhaltige Behandlung von Aortenerkrankungen eine enge Zusammenarbeit mehrerer Fachgebiete notwendig. Die Behandlungen finden vor allem durch Aortenspezialisten:innen in der Herzchirurgie, Gefäßchirurgie und interventionellen Radiologie statt. Diese Fachdisziplinen werden durch die diagnostische Radiologie, die Kardiologie, die Humangenetik, die Intensivmedizin und die Rehabilitationsmedizin unterstützt.

Patienten:innen, bei denen eine Aortenerkrankung diagnostiziert wurde, sollten eine lebenslängliche Betreuung in spezialisierten Zentren erhalten1. Sie dient dazu, rechtzeitig über geeignete Therapiestrategien zu entscheiden und Komplikationen von Aortenerkrankungen zu vermeiden.

Im Nordwestdeutschen Aortenzentrum arbeiten folgende Fachdisziplinen des Klinikums Oldenburg eng zusammen:

Es besteht zudem für die umfassende Versorgung von Patienten:innen mit Aortenerkrankungen in der Region eine enge Kooperation mit der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie des Pius-Hospitals Oldenburg.

Bei den ca. 65.000 in Deutschland jährlich durchgeführten Operationen unter Einsatz der Herzlungenmaschine wird in ca. 7.700 (12%) der Eingriffe ein Teil der Aorta im Brustkorb ersetzt. Zudem werden ca. 30.000 Patienten:innen pro Jahr an der Bauch-Aorta behandelt. Die Anzahl an Aorteneingriffen nimmt kontinuierlich zu. Das liegt vor allem an der älter werdenden Bevölkerung und der zunehmenden Lebenserwartung. Erkrankungen der Aorta können zudem heute besser und schneller durch eine moderne Bildgebung erkannt werden2.

Eine zunehmende Bedeutung gewinnt die ambulante Versorgung von Patienten:innen mit Aortenerkrankungen, die in enger Kooperation mit den niedergelassenen Spezialisten für Innere Medizin – Kardiologie, Angiologie und Gefäßchirurgie erfolgt. Aortenerkrankungen können eine erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität, den Beruf, die Freizeitgestaltung und die Familienplanung haben. Dies hat vor allem mit der Blutdruckeinstellung, der Reduktion der maximalen körperlichen Belastung und möglichen Folgen von Aortenkomplikationen und deren Behandlung zu tun. Patienten:innen mit begleitenden genetischen oder Herz-Erkrankungen können weitere Einschränkungen ihrer Lebensqualität erleiden. In diesem Zusammenhang gewinnt die Erfassung und Bewertung von objektivierbaren Ereignissen und subjektiven Eindrücken durch die Patienten:innen (sog. PROs, patient reported outcomes) ein wichtige Bedeutung in der klinischen Versorgung und universitären Forschung. Spezialisierte Aortenzentren kümmern sich nicht nur um die stationäre Behandlung der Aorta, sondern fühlen sind für ihre Patienten:innen langfristig in allen Belangen verantwortlich, die durch eine Aortenerkrankung beeinflusst werden.

Referenz:

  1. Czerny M, Grabenwöger M, Berger T, Aboyans V, Della Corte A, Chen EP, Desai ND, Dumfarth J, Elefteriades JA, Etz CD, Kim KM, Kreibich M, Lescan M, Di Marco L, Martens A, Mestres CA, Milojevic M, Nienaber CA, Piffaretti G, Preventza O, Quintana E, Rylski B, Schlett CL, Schoenhoff F, Trimarchi S, Tsagakis K; EACTS/STS Scientific Document Group. EACTS/STS Guidelines for diagnosing and treating acute and chronic syndromes of the aortic organ. Eur J Cardiothorac Surg. 2024 Feb 1;65(2):ezad426.
  2. Wang Z, You Y, Yin Z, Bao Q, Lei S, Yu J, Xie C, Ye F, Xie X. Burden of Aortic Aneurysm and Its Attributable Risk Factors from 1990 to 2019: An Analysis of the Global Burden of Disease Study 2019. Front Cardiovasc Med. 2022 May 31;9:901225.

Einmal im Jahr veranstaltet das Nordwestdeutsche Aortenzentrum einen Patiententag zum Thema Aortenerkrankungen. Er dient vor allem dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion zwischen den Behandlern:innen und den Patienten:innen. Der Patiententag beinhaltet Fortbildungsvorträge zu aktuellen Themen, Patientenberichte und Berichte von Selbsthilfegruppen. In diesem Jahr findet der Patiententag am 16.11.2024 statt. Hier ist die Anmeldung möglich.

Wir stehen Ihnen mit unserem interdisziplinären Team gerne zur Seite. Bleiben Sie gesund.

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