Ein Berufsleben für die Frühgeborenen und die Medizin
Schon seit ihrer Kindheit in Friesoythe hegt Dr. Eva Cloppenburg ein Interesse an der Medizin. Etwas anderes als Ärztin werden kam ihr nie in den Sinn. Ihre fünfjährige Assistenzarztzeit am Klinikum Oldenburg beginnt sie direkt nach ihrem Medizinstudium in Bochum und Köln am Elisabeth-Kinderkrankenhaus - und bleibt weitere 35 Jahre. Sie wird Funktionsoberärztin, dann Oberärztin und Sektionsleiterin der neonatologischen Intensivstation, ab 1995 im neu gegründete Perinatalzentrum Level I, das die Früh- und Neugeborenenversorgung in der Weser-Ems-Region sichert. Zusätzlich dazu hielt sie im Rahmen der Universitätsmedizin neonatologische Vorlesungen an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Dr. Cloppenburg ist gerne hier, auch wegen der Stadt Oldenburg und dem Norden. Ende Oktober verabschiedet sie sich in den Ruhestand.
Wenn Dr. Eva Cloppenburg selbst auf ihre berufliche Laufbahn zurückblickt, scheut sie die Aufmerksamkeit. Sie brauche keine Aufregung um ihre Person, auch jetzt nicht, wenn sie sich in den Ruhestand verabschiede: „Ich arbeite lieber im Stillen und das Dankeschön kommt immer von den Eltern, den Kindern und dem Team. Das ist das Entscheidende.“ Dabei ist sie eine Heldin für die Personen, die sie selbst tagtäglich in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rückt und für deren Gesundheit und Leben sie auf der Intensivstation kämpft: Ihre Patientinnen und Patienten sind Frühgeborene, sowie deren Eltern.
Die Arbeit auf einer Intensivstation für Früh- und Neugeborene ist eine große Herausforderung und nicht immer leicht. Umso wichtiger ist es, dass das gesamte Team die Kinder und ihre Familien bestmöglich versorgt, um ihnen später ein Leben mit möglichst wenigen Einschränkungen zu ermöglichen. „Man muss professionell sein, zeigen, dass man das kann. Um das täglich leisten zu können, braucht den Ausgleich zum Beispiel zu Hause mit der Familie und mit Freunden sowie mit meinen Hobbies wie Sport und Musik“, sagt Dr. Cloppenburg, die privat sportlich sehr aktiv ist. „Außerdem muss man teamfähig sein. Man muss mit einem großen Team von Physiotherapeutinnen, Psychologinnen, Pflegenden, mit der Seelsorge, den Hebammen, den Gynäkologinnen und anderen Fachbereichen zusammenarbeiten können.“ Über ihre 40 Berufsjahre hinweg versorgt Dr. Cloppenburg über 10.000 Frühgeborene am Klinikum Oldenburg. Trotz der Routinen betrachtet sie immer das einzelne Kind als Individuum. Und die Eltern ebenso.
Die Arbeit macht ihr immer Spaß, vor allem die Arbeit am Kind. Auch, wenn das drum herum, wie die Personalsituation, manchmal nicht optimal ist und man sich zerreißen muss. „Das gehört dazu“, meint sie, „Wenn ich im Krankenhaus arbeite, weiß ich, dass ich schichten muss, dass ich am Wochenende, dass ich Weihnachten arbeiten muss.“
Dabei hat sich die Arbeit über die Jahrzehnte verändert: Heute fällt mehr administrative Arbeit an, die Dokumentation ist eine andere als noch vor 40 Jahren. Doch auch die Medizin an sich ist anders geworden: In ihrer Assistenzarztzeit wurden Kinder unter 28 Schwangerschaftswochen selten versorgt, nun ist das dank neuer Medikamente und neuer Beatmungsunterstützung möglich. Seit der 1990er Jahre werden auch die Eltern mehr in die Pflege mit einbezogen: Sie dürfen nun ihre Kinder unter Anleitung selbst versorgen und „känguruhen“. Das hat sich zum Positiven vor allem für die Entwicklung der Kinder geändert.
Besonders schöne Momente in der Arbeit sind die, wenn die Kinder fit nach Hause gehen, dann nach ein paar Jahren mit ihren Eltern zu Besuch kommen und das Team sieht, was aus den Frühgeborenen geworden ist. Selbst junge Erwachsene kommen zurück, nach 25, 30 Jahren, um die Stationen und das Team nochmals wiederzusehen, oft am 17. November, dem Welt-Frühgeborenen-Tag. „Was natürlich sehr schön ist, wenn man sieht, dass sie ihren Weg gegangen sind.“, sagt Dr. Cloppenburg. „Wir wissen aber auch, dass man nicht alle retten kann und auch das muss man aushalten können.“
Prof. Dr. Axel Heep, geschäftsführender Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin sowie Klinikdirektor der Klinik für Neonatologie betont: „Mit Dr. Eva Cloppenburg geht eine Kollegin mit einem enormen Erfahrungsschatz in den wohlverdienten Ruhestand. Die Arbeit mit ihr im Team war stets von äußerstem Einsatz für die uns anvertrauten kleinen Patienten und ihren Eltern geprägt." Prof. Dr. Andrea Morgner-Miehlke, medizinische Vorständin des Klinikum Oldenburg ergänzt: „Auch außerhalb unseres Klinikums ist Dr. Eva Cloppenburg als eine Spitzenärztin ihres Fachbereichs bekannt. Gerade unter Eltern in der Weser-Ems-Region hat sich das herumgesprochen. Sie ist eine sehr geschätzte Mitarbeiterin, die ihr ganzes Berufsleben in den Dienst des Klinikum Oldenburg gestellt hat. Dafür sind wir besonders dankbar. Wir wünschen Ihr für den nun anstehenden Ruhestand nur das Beste.“
Die Kinderheilhunde weckte Dr. Cloppenburgs Leidenschaft, die Tätigkeit in der Neonatologie macht ihr Spaß, besonders die Arbeit mit den Eltern und dem Team sowie das Begleiten der kleinen Kinder auf deren Weg. Genau das wird sie im anstehenden Ruhestand auch vermissen: „Die Arbeit im Team vor allen Dingen, die Arbeit mit den Eltern, das wird mir schon fehlen. Und die Arbeit mit den Frühgeborenen, die Arbeit auf der Neonatologie, die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen“, weiß sie. Doch ab November wird Dr. Eva Cloppenburg ihre Füße nicht ganz hochlegen: Neben Zeit mit Familie, Sport und Musik wird sie unter anderem an der Jade Hochschule ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz jenseits der Lehrbücher in Vorlesungen an Hebammen weitergeben und auch weiterhin Neugeborenen-Vorsorgeuntersuchungen machen. „Für mich war das genau der richtige Weg und es ist nach wie vor für mich der richtige Beruf“, weiß sie, „Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen und ich bin dankbar, dass ich einen Beruf habe, der mir immer Spaß gemacht hat.“
Ansprechpartner
Maxi Krahl-Weigang
Komm. Abteilungsleiterin Unternehmenskommunikation
Pressesprecherin