Mehr Sicherheit für die Patienten im Klinikum
Seit Jahrzehnten nutzen Kliniken und andere Pflegeeinrichtungen Tablettenboxen für die tägliche Arzneimittelausgabe. Diese Zeit ist für die Patienten des Klinikums Oldenburg bald vorbei. Seit Mitte Dezember erhalten die ersten stationären Patienten ihre Tagesration Arzneimittel in kleinen eingeschweißten Plastiktüten – auch Blistertüten genannt. Diese werden durch einen Automaten in der Apotheke des Klinikums hergestellt.
Das Ausgeben von Arzneimitteln nach ärztlicher Verordnung ist bisher eine Aufgabe von Pflegefachkräften auf den Stationen. Eine sogenannte Unit-Dose-Versorgung automatisiert diesen Prozess zum Teil und unterstützt damit die Pflegefachkräfte. Den neuen Ablauf der Arzneimittelausgabe im Klinikum Oldenburg kann man sich so vorstellen: Stationsärzte verordnen ein oder mehrere Arzneimittel elektronisch, anschließend wird diese durch Stationsapotheker einer Arzneimitteltherapiesicherheitsprüfung unterzogen und für die Verblisterung freigegeben. Nun produziert der Unit-Dose-Automat in der Apotheke des Klinikums Blistertüten mit den patientenspezifisch angeordneten und geprüften Arzneimitteln für jeden individuellen Patienten. Das ist ein weiteres Plus für die Arzneimitteltherapiesicherheit und eine Entlastung für das Pflegepersonal, das dadurch mehr Zeit für die Patientenversorgung hat.
„Bevor die Medikation den Patienten erreicht werden die Blistertüten durch ein Kontrollgerät fotografiert und vermessen. Durch den anschließenden Abgleich mit einer Datenbank können Fehler erkannt und bearbeitet werden“, sagt Marie Kolnisko, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und Medikationsmanagement im Krankenhaus im Klinikum Oldenburg. Sobald alle Arzneimittel freigegeben sind, werden die Blistertüten ins Klinikum und auf die Stationen gebracht. Die erwachsenen Patienten erhalten jeweils für den Folgetag ihre Tabletten getrennt nach Wirkstoff und Einnahmezeitpunkt. Auf den jeweiligen Tüten finden die Patienten ihren Namen und das Geburtsdatum, den Wirkstoff und die Kontaktdaten der Apotheke. Außerdem führt ein QR-Code zur Packungsbeilage. „Tropfen und Betäubungsmittel sind in diesem Prozess nicht integriert, diese werden weiterhin separat gereicht“, ergänzt Christa Martens, Pflegedienstleitung im Klinikum.
„Mit der Umsetzung des Projektes wird damit der vorletzte Teil des Medikationsprozesses automatisiert, so dass zukünftig alle Informationen jederzeit verfügbar und nachvollziehbar sind und damit die Patientensicherheit steigt“, sagt Ralf Boldt, Geschäftsbereichsleiter IT im Klinikum. Seit Mitte Dezember erfolgt die neue Arzneimittelversorgung in den Universitätskliniken der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kardiologie und Allgemeinchirurgie. Weitere Kliniken folgen zu Beginn des Jahres. Zukünftig können 500 Betten mit dem Automaten versorgt werden. „Der Unit-Dose-Automat hat Platz für 320 verschiedene Arzneimittel. Zusätzlich können über ein Medikamententablett seltene Arzneimittel automatisch verblistert werden. Zusammen werden über 500 Arzneimittel von uns per Unit-Dose versorgt“, erklärt Daniel Saaber, Fachapotheker für Klinische Pharmazie und Medikationsmanagement im Krankenhaus im Klinikum Oldenburg.
Für das zweite Quartal 2024 ist ergänzend die Einführung des sogenannten „Closed Loop Scan Verfahren“ geplant, bei dem der Barcode auf der Tüte und der Barcode auf dem Patientenarmband bei der Ausgabe gescannt, verglichen und automatisch dokumentiert werden.
Die digitale Arzneimittelversorgung ist Teil eines großen Gesamtprojektes zur Digitalisierung von Prozessen und Abläufen im Krankenhaus. Dazu gehören noch unter anderem ein digitaler Patientenservice, das Patientendatenmanagementsystem (bereits im Einsatz), der OP-Roboter (bereits im Einsatz) sowie Laborautomatisierung.
Die Projekte werden im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) vom Bund gefördert, dem Klinikum stehen dafür knapp 10 Millionen Euro zur Verfügung. In einem bundesweiten Ranking liegt das Klinikum bei der Umsetzungsgeschwindigkeit der geplanten Maßnahmen unter den besten 13 Krankenhäusern. Rainer Schoppik, Vorstand des Klinikums Oldenburg, sagte: „Mit den Mitteln aus dem KHZG hat das Klinikum die Möglichkeit, die Modernisierungsgeschwindigkeit deutlich zu erhöhen. Wir haben dabei Projekte in der Realisierung, die unmittelbar dem Patienten zugutekommen und die dazu beitragen, den hohen medizinischen Anspruch des Klinikums durch ebenso durchdachte digitale Prozesse zu untermauern. Das Klinikum Oldenburg kommt der digitalen Zukunft damit immer näher.
Ansprechpartner
Maxi Krahl-Weigang
Komm. Abteilungsleiterin Unternehmenskommunikation
Pressesprecherin