zugehörig zum:
Allgemeines zur Anästhesie
Der Begriff Anästhesie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Unempfindlichkeit gegenüber Schmerz-, Temperatur- und Berührungsreizen.
Umgangssprachlich wird dafür oft der Begriff „Narkose“ verwendet. Diese Empfindungslosigkeit bzw. Betäubung kann auf verschiedene Arten erreicht werden.
- Lokalanästhesie (örtliche Betäubung), bei der nur kleinere Hautareale örtlich anästhesiert werden.
- Regionalanästhesie, bei der einzelne Körperregionen, z. B. ein Arm oder die untere Körperhälfte, vorübergehend empfindungslos gemacht werden.
- Allgemeinanästhesie (Vollnarkose), bei welcher der*die Patient*innen künstlich in den Schlaf versetzt und das Schmerzempfinden komplett ausgeschaltet wird.
Vor jeder geplanten Anästhesie führen wir mit Ihnen ein Vorgespräch (Prämedikationsgespräch), in dem Vor- und Nachteile der verschiedenen Anästhesieverfahren und Ihre offenen Fragen besprochen werden und gemeinsam mit Ihnen eine Entscheidung getroffen wird.
Bei einigen Eingriffen profitieren Sie auch von einer Kombination der Regionalanästhesie und Allgemeinanästhesie. Dabei kann ein Schmerzkatheter sowohl während als auch nach der Operation zur Schmerztherapie genutzt werden.
Informationen
Bei einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) befindet Sie sich in einem schlafähnlichen Zustand. Die meisten Operationen am Kopf, viele Baucheingriffe, Hals- und Brustkorb-Operationen erfordern eine Vollnarkose.
Unter der kontinuierlichen Überwachung der Vitalparameter werden Medikamente über eine zuvor gelegte Venenverweilkanüle verabreicht, die den Schlaf induzieren als auch das Schmerzempfinden ausschalten.
Die Regionalanästhesie wird seit vielen Jahrzehnten als schonende und individuell angepasste Anästhesie eingesetzt und ständig weiterentwickelt. Ein geeignetes Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) wird unter sonographischer Kontrolle (Ultraschall) in die unmittelbare Nähe des schmerzleitenden Nervs appliziert. Es kommt zur Aufhebung der Schmerzleitung (Analgesie). Die Sensibilität sowie die Motorik können komplett oder teilweise erhalten bleiben. Sie sind grundsätzlich bei Bewusstsein, so dass eine künstliche Beatmung nicht notwendig ist. Es besteht jedoch jederzeit die Möglichkeit einen Dämmerschlaf (Sedierung) herbeizuführen.
Für geplante ausgedehnte Operationen insbesondere des Bauchraumes, aber auch bei chronischen Schmerzen oder zur Geburt, bietet sich die Möglichkeit der Platzierung eines epiduralen Katheters. Das Betäubungsmittel kann kontinuierlich appliziert und somit der Schmerz kontrolliert werden.
Auch an peripheren Nerven besteht die Möglichkeit der Platzierung eines Katheters zur kontinuierlichen Applikation des Betäubungsmittels.
Eine tägliche Visite durch unseren Akutschmerzdienst gewährleistet Ihnen eine Schmerzlinderung sowie Nachsorge der Regionalanästhesie.
Bei Fragen zum Thema Regionalanästhesie sprechen Sie gerne Ihre*n Anästhesist*in während des Prämedikationsgesprächs an.
Natürlich müssen gelegentlich auch bei Kindern Operationen und Untersuchungen in Narkose durchgeführt werden.
Unter Leitung speziell ausgebildeter und erfahrener Kinderanästhesist*innen finden im Klinikum täglich viele Narkosen für Operationen in der Kinderchirurgie, Unfallchirurgie, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenklinik und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie statt. Außerdem werden bei vielen diagnostischen Maßnahmen, wie z.B. Magenspiegelung, Herzkatheteruntersuchung, Kernspin- oder Computertomographie und nuklearmedizinischen Untersuchungen, Anästhesien durchgeführt.
Wenn kein Notfalleingriff durchgeführt werden muss, sollte das Kind immer eine bestimmte, dem Alter angepasste Nüchternzeit vor Durchführung einer Narkose eingehalten haben. Nach heutigem Kenntnisstand reichen meist nur wenige Stunden ohne Essen und Trinken dafür aus, so dass Hunger- oder Durstgefühl noch nicht eintritt. Beispielsweise darf ein Säugling noch bis 4 Stunden vor Narkosebeginn gestillt werden oder Flaschennahrung erhalten. Klare Flüssigkeit kann bis ins Kleinkindalter sogar noch bis unmittelbar vor der geplanten Operation in kleiner Menge gegeben werden.
Die Angst vor dem „Pieks“
Die meisten Eltern fürchten mehr als ihre Kinder die notwendige Operation und besonders die Narkose. Die Kinder selbst haben hauptsächlich Angst vor den möglicherweise schmerzhaften Maßnahmen und Untersuchungen (z.B. Blutentnahme oder Anlegen einer Infusion).
Für beide – Eltern und Kind – ist es also am besten, wenn sie möglichst lange zusammenbleiben können. Im Klinikum verlassen die Eltern ihr Kind erst, wenn es sich in einem angstfreien, sogenannten „sedierten“ Zustand befindet. Dazu wird dem Kind in Abhängigkeit vom Alter ein besonderer Saft oder eine Art Zäpfchen verabreicht, das einen „Wachschlaf“ hervorruft und das Erinnerungsvermögen aufhebt.
Bereits ein bis zwei Stunden vor Beginn der Operation bekommt das Kind ein spezielles Pflaster auf Handrücken oder Ellenbeuge geklebt, das die Haut örtlich betäubt und schmerzunempfindlich macht.
Eine andere Möglichkeit stellt das Einatmen von Narkosegasen über eine kleine auf Mund und Nase sitzende Maske dar.
Verschiedene Monitore für Herz, Kreislauf und Atmung helfen, das Kind lückenlos bis zum vollständigen Erwachen nach Ende der Operation zu überwachen. Bei vollständigem Erwachen Ihres Kindes im Aufwachraum sind Sie als Eltern bereits wieder bei Ihrem Kind.
Postoperative Schmerztherapie
Um Ihrem Kind weitgehende Schmerzfreiheit zu ermöglichen, kommen bei uns eine Vielzahl von Verfahren der Schmerztherapie zum Einsatz. Stark wirksame Schmerzmittel werden als Zäpfchen oder in die Tropfinfusion schon vor oder während des operativen Eingriffs gegeben, bei Bedarf kann dies im Aufwachraum jederzeit wiederholt werden. Zusätzlich wenden wir verschiedene Lokal- oder Regionalanästhesieverfahren bereits im Operationssaal an, bei denen – wenn Ihr Kind noch tief schläft – lokale Betäubungsmittel gespritzt werden, damit auch Stunden nach der Operation noch weitgehende Schmerzfreiheit besteht.
In der Oldenburger Frauenklinik des Klinikums Oldenburg finden jährlich etwa 1.600 Geburten statt. Die Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin arbeitet dabei eng mit der Frauenklinik zusammen. Sie bietet rund um die Uhr eine sehr schnelle anästhesiologische Versorgung im Kreißsaal an.
In der Oldenburger Frauenklinik des Klinikums Oldenburg finden jährlich etwa 2000 Geburten statt. Die Universitätsklinik für AINS arbeitet eng mit der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe zusammen. Sie bietet rund um die Uhr eine anästhesiologische Versorgung im Kreißsaal an.
Periduralkatheter zur Geburtserleichterung
Zur Erleichterung der Geburt bietet sich in vielen Fällen die geburtshilfliche Periduralanästhesie (PDA) an.
Über einen dünnen Schlauch bekommt die Gebärende kontinuierlich ein lokales Betäubungsmittel kombiniert mit einem Schmerzmittel verabreicht. Diese Kombination und die präzise Dosierung ermöglichen eine sehr effektive Schmerzlinderung ohne die Muskelkraft zu beeinträchtigen oder Müdigkeit hervorzurufen.
Diese Medikamentengabe über den Katheter ist für die Frau und insbesondere das Kind sehr nebenwirkungsarm. Schon seit längerer Zeit erfolgt die Bedienung des Periduralkatheters sowohl als kontinuierliche Gabe als auch als Patientinnen-kontrollierte Schmerztherapie (patient-controlled-epidural-analgesia = PCEA).
Regionalanästhesie zum Kaiserschnitt
Regionalanästhesie zum Kaiserschnitt
Wenn bei der Geburt doch ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) erforderlich wird, besteht prinzipiell die Möglichkeit einer Regional- oder Allgemeinanästhesie als Narkoseform. Manchmal bleibt aufgrund Grund bestimmter Vorerkrankungen oder bei Notfällen allerdings keine Wahlmöglichkeit.
Wenn beide Verfahren möglich sind, ist in der Regel aus Sicherheitsgründen für Mutter und Kind die Regionalanästhesie zu empfehlen. Die bevorzugten Regionalanästhesieverfahren sind die Spinalanästhesie oder, bei bereits liegendem Periduralkatheter, eine Periduralanästhesie.
Beide Verfahren führen zu einer Schmerzausschaltung bei erhaltenem Bewusstsein, so dass die Frau die Geburt Ihres Kindes miterleben kann. Die Anwesenheit des Vaters im OP-Saal ist dabei ebenfalls möglich.
Nach Entwicklung des Kindes findet ein sogenanntes „Bonding“ statt. Dazu bekommt die Mutter das Kind direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt.
Allgemeinanästhesie zum Kaiserschnitt
Wenn ein Regionalanästhesieverfahren nicht durchführbar ist, wird eine Allgemeinanästhesie durchgeführt.
In der Geburtshilfe werden nur besonders sichere Medikamente verwendet. Um das Übertreten von Medikamenten auf das Kind möglichst gering zu halten, wird die Narkose erst unmittelbar vor der Operation begonnen.
Die Erstversorgung des Neugeborenen übernehmen vor allem die Hebammen. Bei unerwarteten Störungen der Atmung oder des Kreislaufs steht der*die Anästhesist*in sofort zur Behandlung bereit. Die Kinderärzt*innen der Neonatologie können insbesondere bei Risikogeburten zudem jederzeit hinzugerufen werden.
Ambulantes Operieren
Häufig besteht seitens unserer Patienten der Wunsch, Eingriffe bzw. Diagnostik ambulant durchführen zu lassen. Moderne Narkoseverfahren und -medikamente haben das Spektrum der ambulant durchführbaren Eingriffe in den letzten Jahren zunehmend erweitert.
Soweit es seitens des Eingriffs und des Gesundheitszustands des einzelnen Patient*in möglich ist, kommen wir diesem Wunsch gerne nach.
Einige Regeln sind jedoch für ambulante Anästhesien erforderlich:
- Ambulante Patient*innen benötigen für 24 Stunden nach dem Eingriff eine Begleitperson.
- Für 24 Stunden nach dem Eingriff darf keine aktive Teilnahme am Straßenverkehr stattfinden.
- Es sollten keine wichtigen Entscheidungen oder Unterschriften vollzogen werden, da die Urteilsfähigkeit am Tag der Narkose beeinträchtigt sein kann.
Der Patient darf bis 6 Stunden vor der Narkose noch feste Nahrung zu sich nehmen und bis 2 Stunden vor einer Narkose klare Flüssigkeiten, z.B. Wasser, klare Säfte oder Tee trinken.
Die erste Zeit nach einer Narkose findet eine Überwachung im Aufwachraum statt. Die Entlassung nach Hause erfolgt durch den*die jeweilige*n Kolleg*in der operativen Abteilung unter Berücksichtigung der entsprechenden Richtlinien.
Im Fall von Problemen ist rund um die Uhr ein*e Ansprechpartner*in verfügbar; ein Merkblatt mit der entsprechenden Telefonnummer bekommen Sie vor der Entlassung ausgehändigt.
Prinzipiell ist eine Narkose heutzutage sehr sicher geworden. Die kontinuierliche persönliche Betreuung durch das Anästhesieteam und die verbesserten technischen Möglichkeiten der kontinuierlichen Überwachung der Patient*innen haben das Anästhesierisiko deutlich verringert. Dadurch können auch Notfalloperationen und Eingriffe bei älteren oder sehr kranken Patienten sehr sicher durchgeführt werden.
Das Risiko an einer Narkose zu versterben ist in den vergangenen Jahren stark gesunken: lag es im Jahr 1980 bei ca. 20 von 200.000, so liegt ist es heute in Deutschland bei nur noch 1 von 250.000 durchgeführten Anästhesien.
Bluttransfusion
Bei den meisten Operationen ist keine Bluttransfusion notwendig. Erst wenn ein sehr hoher Blutverlust auftritt und das Leben des*der Patient*in gefährdet ist, wird eine Bluttransfusion durchgeführt. Diese Entscheidung wird anhand anerkannter Kriterien getroffen.
Natürlich sind alle Blutkonserven auf HIV-Erreger (AIDS) oder Hepatitis-Erreger getestet. Trotzdem kann das Risiko einer Infektion mit verschiedenen Erregern nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden, da der extrem seltene Fall eintreten kann, dass ein Blutspender sich kurz vor der Blutspende angesteckt hat. Das Risiko in Deutschland sich durch eine Blutübertragung mit HIV anzustecken beträgt ca. 1 auf 4 Million Transfusionen.
Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen
Grundsätzlich besteht nach Operationen in Vollnarkose die Möglichkeit, Übelkeit zu empfinden. Dieses Phänomen hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Durch moderne Anästhesieverfahren und die Gabe vorbeugender Medikamente kann diese unangenehme Begleiterscheinung in ihrer Häufigkeit stark reduziert werden. Wir wenden daher grundsätzlich eine Reihe von Maßnahmen an, um einer postoperativen Übelkeit vorzubeugen.